06.05.2025
Meine erste kleine Reise in diesem Jahr führt mich in die Hattstedtermarsch. Ich hatte mir bewusst eine Ferienwohnung gesucht, die nahe am Beltringharder Koog liegt und mir die Möglichkeit bietet, bereits sehr früh auf dem Lüttmoordamm die Vögel beobachten sein zu können. Ich bin sehr gespannt, was ich sehen werde …
Wie immer fahre ich bereits in Meldorf runter – mein Weg führt über den Speicherkoog zum Katinger Watt. Es ist windig, aber die Sonne versucht ihr Bestes. Ist ein bisschen schade – wo wir doch nun wochenlang super Wetter hatten, muss es nun leider kippen. Natürlich bin ich genervt, aber es hilft ja nichts – ich versuche auch das Beste daraus zu machen.
Insgesamt ist wenig los – für Anfang Mai, wie ich finde – aber wahrscheinlich frieren die Vögel! Heute Nacht hat es sogar noch Frost gegeben.
Gegen 15:30 komme ich in meiner Ferienwohnung an – packe schnell aus und fahre weiter.
Zunächst mal zur Arlau Schleuse – da finde ich schon mal kleine Kiebitzküken – das freut mich.
Hier kann ich in der Ruhe endlich ein wenig ankommen – es tut mir gut!
Im Beltringharder Koog sehen meine Augen nicht viel - sie brennen. Vermutlich habe ich einfach zu wenig getrunken. Ich denke, morgen wird es besser werden!
In der Hütte treffe ich tatsächlich wieder die beiden Frauen – ich glaube, nun in Folge das 3 oder 4 Jahr. Beide Schwestern, die Eine kommt aus Wuppertal und die Andere aus Berlin. Einmal im Jahr gönnen sich die beiden Schwestern einen gemeinsamen Urlaub. Sie fahren morgen nach einem 14-tägigem Aufenthalt wieder nach Hause.
Am Abend komme ich erstmal in der Ferienwohnung an – es ist inzwischen wärmer geworden
Als ich gegen 15: 00 Uhr hier eintraf, waren die Heizungen herunter gedreht gewesen, man hatte auf den aktuellen Nachtfrost nicht reagiert. Die Vermieterin hatte mir erzählt, dass sie bis kurz vor meinem Ankommen gelüftet habe und die Fenster wären über mehrere Stunden offen gewesen. Das glaube ich gerne – so fühlt es sich auch an!
Aber nun wird es wärmer – ich mache mir die Glotze an und gehe bald ins Bett ….
Meldorfer Speicherkoog - Odinsloch
Kampfläuferweibchen
Es ist gut an dem einheitlich schwarz gefärbten Schnabel zu erkennen - die Männchen sind zur Zeit in ihrem Prachtkleid und können kaum mit einem Weibchen verwechselt werden. Einzig der "Transvestit" - er sieht aus, wie ein überdimensioniertes Weibchen im Prachtkleid . Da er aber nur 1% der gesamten Population ausmacht, ist nicht zu vermuten, dass es sich bei dem Kampfläufer auf meinem Bild um einen "Tansvestieten" handelt. Außerdem war er in einem größeren Trupp unterwegs mit weiblichen Kampfläufern, die es sich am Odinsloch im Meldorfer Speicherkoog gemütlich gemacht hatten.
Adulte Weibchen auf ihrem Frühjahrsflug ...
Hier auf dem Bild sind sie im Melddorfer Speicherkoog angekommen und suchen oft in größeren Trupps nach Nahrung.
Eidersperrwerk - der Ort an dem man Lachmöwen, Küstenseeschwalbe, Flussseeschwalbe und bei genauerem Hinschauen, auch meist 2 oder 3 Paar Schwarzkopfmöwen findet. Zuweilen weiß auch der Haubentaucher den Schutz seiner doch leicht zänkischen Mitstreiter zu schätzen. In diesem Jahr habe ich noch keinen vor Ort in der Kolonie entdeckt - aber das kann noch kommen. Letztes Jahr hatte sich sogar ein Stockentenpaar dort versteckt - es zog ab, als alle Küken - wahrscheinlich von den unzähligen Möwen oder auch Seeschwalben - gefressen worden waren. Komisch, dass da der Instinkt der Sockente so dolle versagt hatte - sie hatte ihr Brut wirklich in die Höhle des Löwen gesetzt!
Katinger Watt
Arlau Schleuse - wenn man den Deich hochkommt hat man zunächst eoinmal die unzähligen Schafe vor Augen - ich mag dieses Bild sehr. Jedes Schaf ist irgendwie interessant zu beobachten und die kleinen Lämmer sind voller Schabbernack ...
Lüttmoordamm
Ferienwohnung Hattstedtermarsch
Begrüßung von links - sehr interessiert - zum Schluß war ich doch froh, dass zwischen uns ein Zaun war - sie machten den Eindruck, als wollten sie zur Begrüßung auf den Schoss ...
Leider habe ich nie gelernt, wie ich mit ihrer Größe umgehen kann ...
07.05.2025 Tag 2 Hattstedtermarsch
Heute falle ich um 6:30 aus dem Bett und stehe um 7:00 Uhr im Beltringharder Koog. Schon immer hatte ich mir gewünscht nicht so einen langen Anfahrtsweg zu haben und schon morgens vor Ort sein zu können. Zum einen interessiert mich wie so ein Morgen mit richtig schöner Sonne den Vögeln im Koog gefällt. Zum anderen hoffe ich darauf, endlich mal ein Stündchen Zeit zu haben, bevor alle möglichen Leute mit den unterschiedlichsten Interessen ein entspanntes fotografieren unmöglich machen.
Heute ging sogar ein Mann mit seinem Hund dort spazieren – er war mit seinem Fernglas irgendwo am Horizont und bekam nicht mit, dass vor seinen Füßen am Wegesrand etliche Vögel Futter suchten. Z. B. turnen im Augenblich noch jede Menge Kampfläufer herum, aber eben auch die Gänse mit ihren Gösseln.
Aber zurück zum Tagesanfang. Es war tatsächlich so, dass ich bis kurz vor 9:00 Uhr alleine vor Ort war. Nur die Müllabfuhr raste den Koog entlang, scheuchte links und recht vom Weg alles auf, was dort saß – ich verstehe schon, dass sie ihre Arbeit machen müssen. Aber entweder ist das nun Naturschutzgebiet oder nicht! Nun gut, egal – man wartet ein wenig und so langsam trauen sich alle wieder heraus. Wenn dann nicht der nächste „Hampel“ angerast kommt – da wäre z.B. der frühe Fahrradfahrer oder der Mann mit seinem Hund. So ist das – man teilt sich einen kleinen schönen Flecken Erde und jeder macht da so sein Ding. Die Ornithologen ziehen allerdings immer den Kürzeren!
Naja, auch bei den Ornithologen muss man Abstriche machen – wenn die „ganzen Wilden“ einen seltenen Vogel erahnen, kennen sie auch keinerlei Rücksicht mehr!
Ich jedenfalls hatte heute zwei ganz brauchbare Stunden im Beltringharder Koog.
Als es sich zu füllen begann, bin ich dann langsam zurück in die Ferienunterkunft gefahren. Ich hatte ja, noch nichts getrunken oder gegessen! Mein Weg führte zurück an der Arlau-Schleuse vorbei. Ich zögerte kurz, sollte ich halten und noch einen kleinen Spaziergang zur Hütte machen. Eigentlich war ja da gestern als ich vorbeischaute, alles recht ruhig. Aber dennoch dachte ich so, dass das ja heute anders sein kann.
So parkte ich und stiefelte den Deich hoch. Zu meiner großen Verwunderung hörte ich ein Schaf blöken – aber die Schafsherde war den Deich weiter entlanggelaufen – gestern lagen sie mir noch zu Füßen – aber jetzt ist da kein Schaf mehr zu sehen - nur eines zu hören.
Natürlich machte ich mich auf die Suche – wie könnte ich das Blöken eines nicht zu sehenden Schafes einfach ignorieren. Das hatten ja nun schon einige Leute vor mir getan. Stehen da mit ihren Ferngläsern und bekommen nicht mit, was sich vor ihren Füßen abspielt. Ich kann und will nicht so sein!
Ich fand das Schaf natürlich - es war in das Schleusenbecken gefallen und hockte auf einem kleinen Vorsprung. Ich war fassungslos – wie war es denn da hingekommen. Ich schaute zu dem Schaf hinunter und das Schaf schaute zu mir nach oben. Wer mich kennt, weiß, dass ich hier nicht eher weggehe, bevor ich nicht alles versucht habe. Ich hätte schlaflose Nächte, in dem Wissen, dass das Blöken des Schafes allmählich leiser wird und es jämmerlich verhungern muss. Während ich da nun stehe und mich mit dem Schaf unterhalte, kommen zwei Minischafe angerannt, die ihre Mutter rufen – wahrscheinlich haben sie Hunger. Alter Falter - mir wird ganz flau im Magen. Hier ist nirgendwo eine Tafel, auf der vielleicht eine Telefonnummer des Schäfers zu finden ist. Ich versuche meine Vermieter anzurufen – die haben auch Schafe – vielleicht kennt man sich ja hier untereinander. Es geht aber natürlich niemand ans Telefon.
Dann suche ich das nahegelegen Hotel und rufe dort an, bitte benachrichtigen sie den Schäfer. Die Dame am anderen Ende ist sehr kurz angebunden, sagt mir – dass sie das tun würde und schon hatte sie aufgelegt. Ich überlegte, wie glaubwürdig die Dame auf mich gewirkt hatte und kam zu dem Schluss, dass ich nicht warten will, bis sie jemanden angerufen hat oder nicht. Bei der Menge an Schafen, die hier herumstehen, könnte ich mir vorstellen, dass ein verloren gegangenes Schaf nicht die mega Katastrophe ist.
Kurzerhand suche ich mir die Telefonnummer der örtlichen Polizei heraus und rufe dort an. Die sind dort durchaus hilfsbereit, können aber auch nicht so genau sagen, wem diese Schafe an der Arlau Schleuse gehöre. Der Polizist versichert mir aber, dass er es heraus finden wird.
In dem Moment kommt ein Auto angefahren. Es ist tatsächlich der Schäfer! Ich bin so glücklich!
Nun schaut er sich die Misere erst einmal an. Aber was soll ich sagen, offenbar ein Schäfer mit Herzblut für seine Arbeit. Er klettert mit ein paar Sprüngen hinunter zum Schaf und packt es sich unter den Arm – mit seiner freien Hand zieht er sich wieder hoch – das Schaf zappelt wie wild – hat aber keine Chance. Innerhalb von 5 Minuten war das Schaf gerettet. So einen starken Mann habe ich - glaube ich – noch nie gesehen.
Das Schaf hatte offenbar eine Verletzung am Fuß – aber der Schäfer machte sich darum keine Sorgen. Ihm war wichtig, dass Tier jetzt erst einmal zu seiner Familie, wie er sagte, zurück zu bringen!
Ich glaube kein Mensch kann nachvollziehen, wie sehr ich erleichtert gewesen bin und wir glücklich ich war, dass ich nicht wie die anderen Menschen dort achselzuckend weiter gegangen bin!
Stunden später kam ich dann wohlgelaunt zu meinem Frühstück!