Freizeit 2021-5 Helgoland September

"Wenn man ein paar Tage auf einer Insel mitten im Meer verbringt, dann fängt man unweigerlich an, die Menschen und das Leben anders zu betrachten ..."

Da ist dem Star das Fragezeichen im Gesicht anzusehen: Was sind denn das für komische Vögel?

 

Unser erster Rundgang, um anzukommen und uns auf Helgoland einzustimmen ...

Unsere Überfahrt von Büsum aus, war ausgesprochen geruhsam. Wie immer trinken wir einen Kaffee an Bord - diesmal war er für mich etwas stark. Andrea machte aus einer Tasse zwei Tassen, in dem sie den Kellner bat heißes Wasser hinzu zu tun. Einen kurzen Augenblick musste ich an den Spurwechsel denken - da kann ich den Kaffee einiger Kollegen unverdünnt auch nicht trinken. Er schmeckt nach Kaffee Herztod!

Schnell war das Problem mit dem Kaffee gelöst und die Tatsache, dass sich während der gesamten Überfahrt nicht schon wieder einen Schnutenpulli tragen musste, stimmte mich froh und zufrieden!

Ich hatte diesmal meinen Koffer in Büsum  aufgegeben,  auch waren wir direkt auf den Parkplatz der Helgolandfähre  gefahren. Ich wollte keinerlei Risiko eingehen, dass mir irgendetwas passiert.  

Das Wetter war heute bewölkt, aber angenehm warm - als wir uns auf den Weg zu unserer Inselbegrüßung machten, fing es kurz an ein wenig zu regnen. Da der Wetterbericht für die nächsten Tage aber schönes Wetter angesagt hatte, war uns das bisschen Regen egal.

In bin mega gespannt auf die Basstölpel. Zum Einen, weil sich kurz vor jedem Besuch eine gewisse Vorfreude einstellt, zum Anderen aber auch, weil wir diesmal eine Woche später als sonst auf der Insel sind. Sicherlich hat das Auswirkungen im Brutverlauf der Basstölpel - davon aber an anderer Stelle mehr!

Alle anderen Bewohner des Lummenfelsen sind nicht mehr da - fast wirkt der Felsen ausgestorben - aber die Basstölpel sind da und sorgen für Leben. Die letzten Basstölpel verlassen erst Mitte Oktober die Insel!

 

Über diesen Anblick freue ich mich besonders. Als ich im Juni hier war, hatten die Basstölpeleltern entschieden, dass sie keinen Wert mehr auf die Nähe ihrer Nachbarn legen. Sie begannen ihr Ei außerhalb der Einzäunung auszubrüten. Ich war sehr gespannt, wie man damit umgehen würde, zumal, man nicht sofort schnallte, dass es hier so ein paar oberwitzige Vögel gab, die sich außerhalb der Absperrung befanden - das war insgesamt nicht ganz ungefährlich!

Aber man hatte sich im Grunde keine weiteren Gedanken darüber gemacht und einfach ein Flatterband um die kleine Familie gehängt und irgendwie scheint es ja tatsächlich ausgereicht zu haben.

 

Auf dem Lummenfelsen ist immer wieder erstaunlich, wie viele Gäste den Spaziergang hoch auf den Felsen unternehmen ohne das sie Wissen, was sie dort zu sehen bekommen. Ich glaube, die meisten haben mal gehört, dass es dort die "Lange Anna - das Wahrzeichen Helgolands" - zu sehen gibt  und sicherlich hat der Eine oder Andere auch schon von den vielen Hochseevögeln gehört, die  nur auf Helgoland brüten. Dann kommen sie oben an und die Einen sehen zu, dass sie schnell weiterkommen, weil sie finden, dass der Geruch unerträglich ist. Andere schauen sich vergnügt das rege Treiben an und überlegen laut, was da eigentlich vor ihnen "hüpft und springt". 

Die wunderbaren Sitzmöglichkeiten laden immer gerne zu einer kleinen Pause ein ...

Helgoland hat unendliche viel Gesichter - Formen und Farben - zu jeder Jahreszeit! Ich bin immer zutiefst erschrocken, wenn ich auf entsprechenden Seiten von FB, mich mit den Fragen konfrontiert sehe, ob es sich lohnt z.B.  zum Jahreswechsel auf die Insel zu kommen. Ja, man könne die Robbengeburten sehen und jeden Tag die "Lange Anna" besuchen - aber was macht  man denn sonst so? Abgesehen davon, dass mich Schreibfehler an dieser Stelle außerordentlich nerven, würde ich vorschlagen, bleibt da wo ihr seit ...

Auf der Helgoländer Shoppingmeile gibt es viel zu sehen ...

Es trifft sicherlich nicht immer den ganz modernen Geschmack - aber ich liebe Helgoland dafür, dass es nicht mit dem Fluss "immer schneller und immer besser" mit schwimmen muss. Aber ich will nicht verschweigen, dass sich auch auf Helgoland die Zeit nicht mehr stoppen lässt. Zu viele Menschen brauchen das Spaßprogramm, um sich irgendwie zu spüren...

 

Manchmal ertappe ich mich dabei, froh und glücklich darüber zu sein  nicht mehr alles an Veränderung erleben zu müssen ...

Das ist Moritz - Moritz lebt auf Helgoland und ist schon 19 Jahre alt! Er wird für seine Gelassenheit, mit der er im Unterland unterwegs ist, geschätzt.  Viele Urlauber kennen ihn ...

 

Einzug bei Bruns Pizzeria - bei lecker Thunfischsalat und Aperol Sprizz. 

Anschließender Verdauungsspaziergang bei wunderschönem Licht und wohltuender Ruhe. (1998 Besucher)

 

 

Oskar sitzt bereits auf dem Bett in Zimmer 2 im erster Stock und wartet auf uns.

Tag 2 - Dienstag

Kurzer Sonnenaufgang,  bevor die Sonne wieder ins Meer fällt.  Trotz der angekündigten 8 Stunden Sonne war der Tag  überwiegend  bewölkt.  Die Wetter App sagte zwar ab 16:00 Uhr strahlenden Sonnenschein an, aber was nutzt das, wenn das Helgoländer Wetter nichts davon weiß.


Der kurze morgen hat mir trotzdem Spaß gemacht und ich freue mich wie Hupe auf den Tag - auf das Frühstück - auf die Witte Kliff  und auf die Düne ...


7:45 Uhr Frühstück von der feinsten Sorte. Endlich wieder so, wie wir es vor Corona lieben gelernt haben. Nichts mehr mit irgendeinem Zettel, auf dem man notieren muss, wieviel Scheiben Wurst oder  Käse man am nächsten Tag  zum Frühstück essen möchte.  Jede Menge Ei - Rührei und Spiegelei, Heringssalat, Wildlachs, Lachsschnitzel, Melone und Ananas, 1 Brötchen Roggen, Tomate Mozzarella Basilikum, Käse, Hafermilch...

Außerdem haben wir den schönsten Frühstückstisch,  an dem ich jemals in irgendeinem Hotel gesessen habe. Auf diesem Bild kann man nicht sehen, dass es sogar noch eine Stufe zu unserem Tisch gibt. Alleine diese Szene liebe ich ...

 

So toll das Frühstück und so schön unser Frühstückstisch aussieht, so scheiße  sehe und fühle ich mich. Froh darüber, es geschafft zu haben, mich wieder so aufzustellen, dass ich mit nach Helgoland fahren kann, so zerknittert bin ich von den  Schmerzen und Tabletten 


Mit Fotorucksack auf dem Rücken und Stativ über der Schulter ging es auf die Helgoländer Düne - in der Hoffnung viele Limikolen zu sehen. Und so war es auch. Wir haben uns den ganzen Tag am Südstrand aufgehalten und die Tour über den Nordstrand nicht mehr geschafft. Alpenstrandläufer, Steinschmätzer, Sanderlinge, Steinwälzer, Sichelstrandläufer , Sandregenpfeifer, Goldregenpfeifer....

Vor lauter Begeisterung habe ich gleich in den ersten Minuten meine Lesebrille  verloren und konnte den Rest des Tages  kaum noch meine Bilder kontrollieren ...

Der Steinschmätzer ließ in diesem Urlaub keine Gelegenheit aus mit uns anzubändeln ...

Hier wartete er direkt auf den Tetrapoden kurz hinter dem Anleger der Witte Kliff auf uns. Die Steine wirkten so riesig im Gegensatz zum kleinen Steinschmätzer - aber dass war  ihm  nicht klar - er hielt sich für den Größten. Und in meine Augen war er das auch!


Der Kormoran machte uns auch Freude - schade das ich dieses Abflugbild nicht ganz scharf hin bekommen habe

Die Limikolen sind übrigens recht klein ...

Der Goldregenpfeifer begegnet uns zunächst im Oberland - ich bin enttäuscht, weil ich das falsche Objektiv auf der Kamera habe und nur zuschauen kann, wie Andrea ein Foto nach dem Anderen macht ...

Aber schließlich gibt es keinen Grund enttäuscht zu sein, weil auf der Düne diverse Goldregenpfeifer herum laufen und alle  in einem unterschiedlichen Federkleid ...

Der Goldregenpfeifer  auf dem folgenden Bild hat noch einen Hauch von  Gelb am Schnabelanfang - denke ich mir -  es wird ein Kind sein ...

Aber das sichere Erkennen der Limikolen ist eine Lebensaufgabe und man muss immer zwischendurch loslassen, sonst wird man rammich im Kopf!!! Sie haben ein unterschiedliches Federkleid im Sommer oder im Winterkleid - sie verwandeln sich nach jeder Mauser  und sie sehen vollkommen unterschiedlich aus, je nachdem wie alt sie sind!

Beringungskurs von der Vogelwarte Helgoland am Grillteich - die vorwitzige Möwe  (Toast) war dann auch irgendwann an der Reihe. Im überwiegenden ging es aber um die Enten ...

Manchmal ist es in dem ganzen angespülten Strandgut eine Herausforderung  die Vielzahl an Limikolen zu entdecken - es begeistert mich immer wieder zu sehen, wieviel Leben es auf dem kleinsten Raum gibt ...

Möwenkinder unter sich:                   "Wollen wir mal zusammen kreischen?"

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg !!!

Einkehr Dünenrestaurant - Frau "Disse" ist auch wieder da und hat mit der Bedienung  der vielen Gäste reichlich zu tun. Überhaupt ist die Insel voll - es dürfte schwer sein, zur Zeit noch irgendwo ein freies Zimmer zu finden.

Am Abend zwar ohne Brille, mit nassen Schuhen und ebensolcher Hose mega glücklich mit der Witte Kliff wieder rüber gefahren.

Im Bruns  lecker Salat mit Knoblauch Öl gegessen

Der Tag  endet mit der Rocky Horror Picture Show - auch Helgoland  versucht trotz Corona das Beste aus der Situation zu machen ...

 

 

Rocky Horror Picture Show ... Andrea "nervt" mit ihrer aufgenommenen Musik - aber immerhin konnte ich verhindern, dass sie wieder den ganzen Abend bei der Bildbearbeitung die Musik rauf und runter pfeift ...

🤣😂🤣😂

                                              Ab in de Heia ...

Tag 3 - Mittwoch

Der Wetterbericht verspricht heute 13 Stunden Sonne satt - Wir sind nicht ganz sicher, ob wir uns darüber freuen sollen. Schließlich haben wir aber gelernt, das Wetter auf Helgoland so zu nehmen, wie es ist. Es ändert sich ggf. stündlich und man versucht immer das Beste daraus zu machen.

Mit dieser Einstellung  starte ich in den Tag und bediene mich voller Vorfreude am Frühstücksbuffett,  mit all den leckeren Köstlichkeiten. Ich nehme nur eine Scheibe Schwarzbrot, aber die tollsten Aufschnitte ... schon  meine Mutter wusste, das die Wurst auch ohne Brot schmeckt ...

Kurz vor den letzten Happen, merke ich plötzlich, dass es mir komisch wird. Nun - es sollte mir in den nächsten Stunden noch viel komischer werden. Zwischenzeitlich stelle ich mich darauf ein, heute nicht das Hotelzimmer verlassen zu können. Mir ist derart Übel, wie in den letzten 20ig Jahren nicht mehr. Der Kreislauf spielt total verrückt ..

Keine Erklärung für die Situation

Andrea könnte sich vorstellen, dass ich es einfach nicht mehr gewohnt bin, eine solche Menge zu essen. Ich habe, bedingt durch die Schmerzen der letzten Wochen, weiter an Gewicht verloren ... Ich weiß nicht, was ich davon halten soll!

Kurz vor Mittag wage ich den Weg hoch zum Lummenfelsen. Ich bin zuversichtlich, aber doch recht wackelig!

Auch Basstölpel spielen mit ihren Kindern ...

Am Nordstrand finden wir tatsächlich in der hintersten Ecke einen ansehnlichen  Trupp Limikolen.  Sie suchen gemeinsam mit den Staren und den Bachstelzen im Strandsaum nach Futter - ab und an fliegen sie im Trupp hoch. Im Übrigen hatte die Dame, die wir auf der Düne getroffen hatten, davon berichtet, das der Beringungstrupp dort auch Zwergstrandläufer beringt hätte. So auf den ersten Blick kann ich sie nicht sehen - aber ich bin gespannt, ob ich vielleicht doch noch einen in meinen anderen Bilder unwissentlich abgelichtet habe!

Man müsste Katze auf Helgoland sein ...

Dieses Foto habe ich in FB auf meiner Helgolandseite gepostet und richtig viel Beifall geerntet: Im Moment sind es 300 Likes! Ich bin überwältigt davon.

Als ich die Szene gesehen habe, war ich mit Andrea unterwegs - ich glaube, wir wollten zur Sparkasse und ich hatte mein  "Gelumpe" bei mir. Andrea schien mir etwas genervt zu sein, als ich stehen blieb, alles "Gelumpe" zur Seite stellte und mich mit dem Bild dieser Katze beschäftigte. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich mir die Zeit genommen habe! Die Kommentare unter dem Bild haben mich oft amüsiert. Ich habe erfahren, das der Kater Nicky heißt - dass er bei Regen, abends auch gerne mal im Felsenkrug sitzt oder bei Sonnenschein entspannt im Strandkorb von Wellenstyn liegt. Herrlich - so etwas wäre das absolut passende Zuhause für Oskar! 

Leider gibt es auch 2 Kommentare von Frauen, die total erschrocken waren, weil sie auf diesem Bild ein toten Nicky  glaubten zu sehen. Die eine Frau schrieb, dass sie Nicky noch am Donnerstag  auf ihrem Weg zum Südhafen gesehen hätte und ihn zum Abschied noch einmal ordentlich gestreichelt hätte.

Was soll ich dazu sagen: Ich habe sehr viele tote Katzen von der Straße aufgesammelt - die sahen allesamt nicht so aus, wie der dösende Nicky ... 

Aber natürlich tut es mir leid, diesen Leuten einen Schrecken eingejagt zu haben. 

 

Tag 4 - Donnerstag 

                                                                           

                                                                                 Ein neuer Tag beginnt  - Sonnenaufgang über der Düne ...

 

Was soll ich sagen? 

Ich würde niemals auf die Idee kommen, mein Bett beim Verlassen des Hotelzimmers so schick zu machen, dass man denken könnte, ich wollte nicht zurück kommen.

Für mich, muss ein Zimmer leben!

Bei mir Zuhause leben wir auch alle so, wie es gerade passt!

Andrea hingegen ist der Ansicht, dass man immer gleich sofort sieht, wo meine Betthälfte ist - das stimmt wohl!

Mit großer Vorsicht geht es heute zum Frühstück -  die Augen möchten alles aufsaugen, was ich lecker finde.  Meine Tellerchen sind nicht mehr so voll - aber schließlich doch noch immer zu voll und ich muss - schweren Herzens - einiges liegen lassen

 

Wir fahren auf die Düne  und bleiben zunächst am Nordstrand hängen ....

 

Wie immer, wenn wir auf der Düne sind, machen wir ein Pause im Dünenrestaurant - es ist mega warm und ich muss mich zum ersten Mal, seit ich denken kann, hinter einem Sonnenschirm verstecken. Rückblickend könnte ich mir auch vorstellen, dass mein Körper "tablettenverseucht" war und ich deshalb nicht richtig Frühstücken konnte und auch aktuell die Sonne nicht vertrage.

Endlich erhält "Frau Disse" einen Namen - auf dem Kassenbon ist zu lesen, dass wir von Susi bedient wurden.  Ich muss schon ein wenig in mich hinein schmunzeln, bei dem Gedanken das "Frau Disse" Susi heißt, weil sie auf mich sehr dominant und burschikos wirkt. Ich glaube, ich bleibe lieber bei "Frau Disse". 

 

Nach unserer kleinen Erfrischung schauen wir uns am Südstrand um -laufen zur Aade und  biegen dann ab zum Golf - und Grillteich.

Wenn alle Stationen gesichtet sind, überlegen wir, ob wir noch einmal irgendeinen Platz ansteuern wollen, um zu sehen, wie sich die Situation weiter entwickelt hat. Meist ist dann aber doch auch schon ganz viel Luft raus. 

Die Witte Kliff bringt uns wieder auf die Hauptinsel zurück und wie immer bin ich einen kurzen Moment traurig, weil ich das Gefühl habe, das Paradies zu verlassen.

Ich wünsche mir, einmal so lange bleiben zu können, bis ich unruhig werde und weiter ziehen möchte.

Wiesenpieper auf  Futtersuche - er hat seine Augen gewissermaßen  überall ...

Am Nordstrand - unweit des Anlegers - ist durch irgendeine Bautätigkeit, von den Baggern, ein riesiger Sandhaufen  vom Strand  mit allen Köstlichkeiten aufgetürmt worden. Dort rennen u.a. die Pfuhlschnepfen herum ...

Das ist so richtig nach meinem Geschmack! 

Der Star kann mit den komischen Vögeln noch immer nichts anfangen  - vielleicht ist er am überlegen, ob von diesen Vögeln eine gewisse Nahrungskonkurrenz ausgeht und ob es angebracht ist, sie einfach weg zu jagen. Andererseits ist der Schnabel doch ganz schön beeindruckend und was soll sein, wenn er den Kürzeren zieht ...

Die beiden Goldregenpfeifer waren in beachtlicher Entfernung miteinander beschäftigt - ich wünschte Kegelrobbe zu sein ...

Endlich hat mich Andrea überreden können, dass es sich lohnt eine Inselrundfahrt mit dem Börteboot zu machen.  Bei dem schönen Wetter ist die See milde gestimmt, sodass wir uns  gegen 15:00 Uhr am entsprechenden Ableger in die bereits aufgebaute Warteschleife einreihen.  Kurz vor 16:00 Uhr kommt jemand vorbei geschlendert und erklärt, dass das Börteboot von einem anderen Anleger startet. Aufgrund meiner körperlichen Einschränkung bin ich - obgleich ich echt rechtzeitig am Anleger war -  nun plötzlich die Letzte, die sich am Börteboot anstellt. Ich bin genervt - hatte ich mir doch überlegt, wo ich am Besten sitzen könnte, um trotz Gegenlicht schöne Aufnahmen von der Langen Anna machen zu können.  Mit der Aussicht, die Letze zu sein, die einsteigt - verschwindet mein Traum von schönen Aufnahmen. Enttäuscht drehe ich mich um und gehe ...

Inzwischen hatten wir aber auch von einer Fotosafari vor der Küste Helgoland erfahren, die nur unwesentlich teurer gewesen wäre. Ich werde hellhörig - aber es gelingt mir nicht, heraus zu finden, worin der Unterschied zwischen einer Inselrundfahrt und einer Fotosafari besteht.... 

Am nächsten Tag - wir sind auf der Düne - haben an der Aade  große Robben und Seehundebestände gesichtet - Verein Jordsand  ist auch vor Ort und macht sich wichtig!

Eigentlich ist alles perfekt - die Damen und Herren vom Verein Jordsand haben sich zurück gezogen - die Tiere dösen in der Sonne - wir fotografieren und tauschen uns mit anderen Besucher*innen aus, als plötzlich ein Börteboot auftaucht und für mächtig Unruhe sorgt...

Die Tiere erschrecken mega und es entsteht fast etwas Panik in der Kolonie ...

Ich bin enttäuscht - war das etwa die Fotosafari ?

Wieso sind die Damen und Herren des Vereins Jordsand so mega aggro gegenüber den Besuchern und vielleicht insbesondere den Fotograf*innen eingestellt und wieso kann so eine Fotosafari unbehelligt ihren Weg fortsetzen...

Eigentlich gibt es dafür nur eine einzige Erklärung - kurz zusammengefasst: Unterschiedliche Kostenträger!

Tag 5 - Freitag

Heute geht es nun wieder nach Hause und obwohl ich gerne in meiner kleinen Butze bin - Minki und Oskar um mich herum - weint der Himmel mit mir, dass schon alles vorbei ist. Ich habe das Gefühl, dass ich gerade erst anfangen kann, anzukommen. Die erste Neugier nach schönen Fotomotiven, sowohl auf der Düne als auch auf dem Lummenfelsen , ist gestillt. Jetzt könnte ich so einen Regentag nutzen, um länger zu schlafen, mich vom Fernseher etwas berieseln zu lassen oder vielleicht auch etwas zu lesen.

 

Der Regen heute eignet sich leider nicht zum entspannen. Wir müssen unser Zimmer räumen und verbringen die nächsten Stunden, bis zur Abfahrt der Funny Girl um 16:00 Uhr draußen.

Natürlich verabschieden wir uns von den Basstölpeln - sie werden auch nicht mehr so lange auf Helgoland bleiben. Spätestens Mitte Oktober werden alle Basstölpel fort sein.

Die jungen Basstölpel bestimmen ihren Abflug völlig selbstbestimmt vor den Altvögeln . Eines Morgens beginnt der Tag und sie entscheiden die Flügel auszubreiten und vom Felsen ins Meer zu gleiten. Fliegen können sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Aber sie haben sich große Fettreserven angefressen, um die nächsten  14 bis 21  Tage  schwimmend auf dem Wasser zu verbringen. In dieser Zeit regulieren sie ihr Gewicht soweit, dass sie flugfähig werden. Eine Bindung zu ihren Eltern besteht seit ihrem gewagten Sprung vom Felsen nicht mehr. Die Überlebensrate der jungen Basstölpel ist während der Brutzeit außerordentlich hoch - erst durch den Sprung vom Felsen und der schwimmenden Zeit auf dem Wasser, singt die Überlebensrate  der Jungvögel massiv. Sehr viele Jungvögel überleben  das erste Jahr nicht. Wenn man bedenkt, dass jedes Brutpaar nur ein Ei legt und es  bis zu ihrer Geschlechtsreife ca. 5 Jahren braucht, bis sie selbst für Nachkommen sorgen können, dann ist schon erstaunlich, dass es so viele tausende Basstölpel auf dem Lummenfelsen jedes Jahr zu bestaunen gibt.

Dieser Basstölpel  hat mir Spaß gemacht. Er hat ein wenig Gras neben sich rausgerissen - ist dann mit seiner Beute losgeflogen ...

... um seiner  fast  neben ihm sitzende Liebe, mit viel Geschrei seine Geschenke zu überreichen ...


Nur der Tatsache, dass wir heute das Zimmer verlassen müssen, ist zu "verdanken", dass wir bei doch kräftig einsetzendem Regen,  oben an der Basstölpelkolonie stehen.  Als aus dem angekündigten leichten Regenschauern nun ein waschechter Regen wird, setzten alle jungen Basstölpel mit wildem Geschreie wie auf Knopfdruck an, ihre Flügel zu öffnen und gewissermaßen in den fallenden Regentropfen zu Baden. Während ich mir dieses Spektakel (es ist mit der Kamera kaum festzuhalten) anschaue, wird mir klar, dass die jungen Basstölpel über ihre gesamte Brutzeit von nahezu 3 Monaten nicht einmal ihr Gefieder "ausschütteln" können. Deshalb scheinen sie über den einsetzenden Regen mega erfreut zu sehen. Sicherlich ist der Muskelaufbau der Flügel eine sinnvolle Begleiterscheinung - schließlich müssen sie bald vom Felsen runter, ohne an den Klippen zu zerschlagen. Anders als ihre Nachbarn, die Lummen - die  ja bereits im Juli mit ihrem Fliegengewicht von den Klippen springen (Lummensprung), hat der Basstölpel mit einem Gewicht von 4 Kg schon etwas mehr Risiko bei ungünstigen Wetterverhältnissen am Klippenrand zu verunglücken.

Mir fällt auch sofort auf, dass zwei Jungvögel beringt sind - das habe ich bei meinem letzten Besuch auf dem Lummenfelsen nicht wahrgenommen. Es ist einmal der Jungvogel, der mit seinen Eltern außerhalb der Kolonie groß geworden ist - man hatte diese Familie mit einer zusätzlichen Absperrung - mit Erfolg  - versucht zu schützen. Die zweite Beringung hatte im nächsten Basstölpelrevier stattgefunden und traf einen jungen Basstölpel, der  sehr mutig zwischen der Zaunabsperrung einen Weg nach draußen gefunden hatte. Noch während wir uns das Ganze beguckten, war ihm aber doch unheimlich geworden und er versuchte wieder zurück zu kommen. Zunächst sah  es etwas ungeschickt aus. Man muss bedenken, wieviel Gewicht und mit welcher Flügelspanne der Vogel über den Draht springen muss!

Schließlich ist es ihm aber gelungen ...

Bei der Beringungsaktion ist wohl auch - zu meiner absolut großen Freude -   sind einem Jungvogel die Angelschnüre, die er heftigst um seine Beine gewickelt hatte, entfernt worden. Jedes Mal hatte ich überlegt, ob dieser  Basstölpel seine schwimmende Zeit im Wasser mit diesen Angelschnüren überleben kann. Das Ganze war in einem Stück  - der  linke Fuß war mehrfach von dieser Schnur umbunden und ging dann weiter zum rechten Fuß.  Der Jungvogel stand dicht am Zaun und ich dachte sooft, wie leicht es sein würde, diese Schnur an seinen Beinen zu zerschneiden - aber oft hat es hier auf Helgoland für mich den Anschein, als dass sich der Verein Jordsand  ausschließlich  um die Robben und Seehunde kümmert.  Das entfernen von Angelschnüren, bei einem in einer Kolonie stehenden Basstölpel , bedarf einer sehr sicheren Hand!  Dazu  sind die Naturschützer vom Verein Jordsand nicht in der Lage. Sie beschimpfen lieber drüben auf der Düne die Besucher, die ihrer Meinung nach, den Robben zu nahe kommen. Zu mehr sind sie nicht ausgebildet!

Da der Regen überhaupt nicht aufhört und wir inzwischen schon reichlich nass sind, gehen wir hinunter zum Hotel. Unsere Vermieterin bietet uns noch die Trocknung mittels eines Föns an - aber wir gehen nur noch einmal zur Toilette und starten mit unserem Rest an Gepäck  (Koffer wird direkt an die Fähre gebracht) in Richtung Unterland.

Ein wenig Zeit verbringen wir noch im Flamingo mit einem leckeren Eis 

... laufen danach  noch den Hafen entlang - werden Zeuginnen eines brutalen Mordes einer Eiderente an einem Seestern ... 

leider habe ich mein Teleobjektiv in den Koffer gepackt, der bereits Richtung "Funny Girl" unterwegs ist. Hier nun bin ich mit einem Objektiv mit 18 - 80 mm Brennweite unterwegs - viel zu wenig für diese Szene. Dennoch versuche ich sie festzuhalten - aber ja, die mega Ausschnittsgröße hat ihren Preis!

... einer kleinen Bachstelze, die sich besondere Mühe gibt eine gute Figur auf dem Bild zu machen ...

 

 

... und natürlich ist auch ein kleiner Steinschmätzer dabei,

   der uns verabschiedet  ...

... die Spatzen genießen die Regenpfützen ...

... und dann gehen wir auf die Fähre und verabschieden uns von Helgoland. Wie immer besteht für mich kein Zweifel daran, dass ich im Frühjahr wieder hier sein werde ...