Helgoland    8.09.2023

Heute fahre ich nach dem Frühstück, dass ich leider  nicht mehr so genießen konnte , zur Düne rüber. Die erste Stunde war toll und dann wurde es schon voll. Und ich werde nie verstehen, wieso man nach irgendeinem Scheiß, bis in jede Ecke suchen muss. Gleich am Hafen rechts abgebogen, ist wirklich nur Seetank vom Bagger  aufgeschüttet. Es fliegen Millionen Fliegen und es gibt auch keinen schönen, weißen Sandstrand dort. Aber meine kleinen Limikolen finden dort gute Futterbedingungen!

Man sollte es nicht glauben, das mir ein Strandbesucher selbst an dieser unseligen Stelle noch die Vögel verscheucht - aber ja, was auch immer der Herr suchte  ... es geht!

Der Steinschmätzer

Wiesenpieper mit "frischem" Gefieder - hier auf den beiden Bildern erkennt man das ganz gut am deutlich erkennbaren hellen "Bartstreif"  und auch, sofern man ihn sieht, am sauberen "Mantel" ...                             

Überwinterungsgebiet des Wiesenpiepers

Der Wiesenpieper ist an vielen Orten Europas und Asiens zu finden - im September ist die Brutzeit allerdings abgeschlossen und so wird  auch dieser hübsche Wiesenpieper auf dem Weg in sein Überwinterungsgebiet sein.  Dazu gehören vor allem  die Britischen Inseln , die Iberische Halbinsel (überwiegend Spanien auch ein bisschen Portugal und Gibraltar) und der Mittelmeerraum. Ich denke, dieser kleine Piepmatz, wo immer er seine Kinder groß gezogen hat, wird es nicht mehr soweit haben und auf den Britischen Inseln überwintern...

Dohle

Ganz im Gegensatz zu ihrem gelegentlich noch heute bestehenden Ruf als "Totenvogel" , können Dohlen bei Handaufzuchten vertraute Hausgenossen werden. Sie haben erstaunliche Fähigkeiten in der Nachahmung menschlicher Stimmen und Geräusche. Forscher gehen davon aus, dass ihr Sozialverhalten vorwiegend erlernt wird.

In der Realität ist es leider so, "dass in Deutschland viele Tausend, teils sogar mehr als hunderttausend Rabenvögel abgeschossen werde. In nahezu allen Bundesländern können Krähen von August bis Februar bejagt werden. Lediglich für Kolkraben gibt es eine ganzjährige Schonzeit. im Internet tauschen sich selbst ernannte "Crowbusters" über die Wirksamkeit waidmännischen Zubehörs aus, sie prahlen mit den Zahlen erlegter Krähen und posten lange Fotostrecken von sich und ihren Opfern."  (Auszug vom Naturschutzbund Nabu)

 

Ich möchte diesem Text hinzufügen, dass ich arge Zweifel habe, dass die Hohlköpfe einen Kolkraben von einer Rabenvogel unterscheiden können.

 

Es geht aber auch ganz anders! Sehr zu empfehlen ist

 

" Peggy und Molly"

 

... entweder auf Facebook oder aber auch auf  You Tube - an diesen Beiträgen bestätigt sich das, was Verhaltensforscher heraus gefunden haben.

 

Ich wünschte, solche Videos währen eine Pflichtübung in den Schulen, damit Kinder lernen, das auch Tiere leben  und die Dummheit vieler Menschen sich nicht von Generation zu Generation weiter fortsetzen würde. 

Alpenstrandläufer

Der Alpenstrandläufer ist eine Wissenschaft für sich.  Seine Identifizierung ergibt sich aus dem allgemeinen Eindruck von Größe, Beiffärbung und Gefiedermuster. Die Art hat 10 Unterarten mit beträchtlicher Variation im Gefieder,insbesondere variieren Intensität und Zusammensetzzung von Rostrot und Schwarz.. Dazu kommt, das der Alpenstrandläufer sein Federkleid im Laufe des Jahres fortwährend wechselt. Man spricht vom Winter-, Jugend- und Zwischenkleid. Es besteht die Gefahr sie mit anderen Strandläufern wie Sumpfläufer, Sanderling, und Sichelstarndläufer zu verwechseln. 

Adultes Männchen im Prachtkleid oder im Schlichtkleid - Juvenil - Wechsel ins erste Winterkleid und so weiter ...

 

Ich habe den Ehrgeiz mich immer wieder in dieses Thema einzulesen - aber man braucht sehr gutes Bildmaterial, um Zuhause angekommen, irgendwas auf seinen unzähligen  Bildern zuordnen  zu können. 

Vor einiger Zeit hörte ich, dass der Zwergstrandläufer an einem "V" auf seinem Rücken zu erkennen sei. Fortan bemühte ich mich, dieses "V" unter den Vogelschwärmen zu finden. Tatsächlich gab es auch einige Treffer. Aber  schließlich erwies sich der Vogel doch als "Alpi" - wenn ich es denn nun verstanden habe, hat auch der Juvenile (Jugendkleid) Alpenstrandläufer dies "V" .

 

Vielleicht kann man jetzt auch besser verstehen, warum ich soviele Bilder von z.B. Alpenstrandläufern mache.  Nur anhand unzähliger Bilder, die ich vergleichen kann,  erhoffe ich mir Informationen, die mich dem Thema "Limikolen kennen lernen" näher bringen!

Auf dem unteren Bild:

Alpenstrandläufer, vom Jugend - ins erste Winterkleid mausernd

Dieser Vogel zeigt typische Merkmale eines Strandläufers: ein frisches Kleid mit rostroten, hellbraunen oder weißlichen Federsäumen sowie Schirmfedern mit schmalen, farbigen Rändern. Dass es sich vermutlich um einen Jungvogel handelt, sieht man an der geringen Abnutzung der hellbraunen Spitzen der mittleren Deckfedern und der  unteren Reihe der kleinen Deckfedern.

Dass der Vogel ins erste(graue) Winterkleid mausert, zeigt sich an der Reihe neuer grauer Schulterfedern mit schwarzen Schaftstrichen.

 

Nun, da ich mich nicht mit fremden Federn schmücken möchte, muss ich zu dieser  bemerkenswerten Interpretation sagen, dass ich in einem einer unzähligen Büchern, genau so einen Alpenstrandläufer abgebildet sah. Ich muste direkt zweimal hinschauen, weil es meinem Bild so ähnlich ist. Aber auf meinem Bild ist der Kopf weiter ins Gefieder eingemuschelt!

 

 

 

Die Topographie eines Vogels ist ebenso vielfältig -

ich habe mich für beide Bilder entschieden, da z.B. auf dem unteren Bild der "Bartstreif" nicht eingezeichnet ist. 

Austernfischer (Halligstorch)

Die Austernfischer haben - meiner Meinung nach - weiter stark abgenommen. Sicher, ist es möglich, dass sie sich früher  gesammelt haben, um ins Winterquartier zu fliegen. Die Vögel fliegen ja nicht alle einzeln, jeder für sich - sie treffen sich an den ihn bekannten Orten und fliegen dann irgendwann los. Der Austernfischer hat z.B. einen Sammelpunkt an der Nordseeküste bei Cuxhaven  - aber ich habe gelesen, dass auch die dänische Nordseeküste  bei Esbjerg  riesige Mengen an Austernfischer im Herbst zu verzeichnen hat. In Cuxhaven konnte ich mir dieses Schauspiel vor ein paar Jahren ansehen und hatte mir fest vorgenommen noch einmal dorthin zufahren. Leider ist das auf der Strecke geblieben. Abgesehen davon, dass ich einen Vollzeitjob hatte, war immer irgendwas anders. Steigende Benzinpreise, Corona, Baustellen über Baustellen u.s.w.

Nun arbeite ich nicht mehr und ich wünschte, dass ich meine Flexibilität nutzen könnte.  Aber im letzten Herbst war ich sehr beschäftigt mit Ludger und Lina und dann hat es eigentlich nur noch geregnet.  Da stellte ich mir schon manchmal die Frage, ob es gerechtfertigt sei, Benzin zu verfahren - 2 Std. hin und 2 Std. zurück ...

Aber manchmal fällt mir ein, dass ich den Wüstensteinschmätzer in Cuxhaven besucht habe ohne mir  über "Gerechtfertigt" irgendwelche Gedanken zu machen. Vor ein paar Jahren bin ich auch kurzerhand in die Wedeler Marsch gefahren, um eine Schneeammer zu sehen.  Ich denke, ich sollte mich wieder mehr auf den Weg machen ...

Hinten an der Aade, sehe ich schon von Weitem, das sich Möwen an irgendeinem Tier zu schaffen machen. Als ich näher komme, sehe ich noch die Reste vom kleinen Seehunds. Die Mitarbeiterin des Verein Jordsands, ist gerade dabei ihre 30 Meter Absperrung zu den Robben umzusetzen. Ich spreche sie an und wie durch ein Wunder, ist ein normales Gespräch ohne Gepampe möglich!  Ich dachte, das der Seehund , in der Nacht angespült worden wäre - aber sie kann sich auch vorstellen, dass er hier mit den Robben zusammen gelegen hat.  Sie vermutet, das der Seehund krank gewesen sein könnte. Mein Einwand, das er gestern dort noch nicht gelegen hat, kommentiert sie mit der Antwort, dass die Möwen und Krähen so einen Kadaver sehr schnell zerlegt haben. Sie zeigt mir einen kleinen Seehund  in der Menge der Robben. Leider steht die Sonne drauf, aber ich versuche mit der Belichtungskorrektur ihn auf meinem Bild "sichtbar" zu machen!

Hier, rechts vom Hafen im Seetank sammeln sich derzeit auch  die Stare ....

Das expeditionstaugliches Hochseeschiff  der Extraklasse  "World Voyager" ist Pleite - es muss alle Fahrten für die Saison 2023/2024 absagen. Eine letzte "Abschiedsfahrt" gibt es vom 9.bis 13. September - Start Hamburg über Cuxhaven, Harlingen und Helgoland!

Das haben sie sich offenbar noch einmal ein bisschen anders überlegt, denn ich begegne dem Schiff am 8. September auf der Fahrt zwischen Düne  und Hauptinsel.

Nach dieser Fahrt wechselt das Kreuzfahrtschiff  von Nico Cruises zur Schwesterngesellschaft Atlas Ocean Voyages. 

Ich habe mir zum Spaß mal das Schiff über Bilder etwas genauer angesehen - das ist wirklich Glanz und Glamour - sowohl bei der Inneneinrichtung - dem Service , als auch bei den Preisen:

35 Nächte Vom Südpazifik bis in die Karibik  ( Start in Neuseeland - Cookinseln - Polynesien - Mexiko - Guatemala - El Salvador - Nicaragua - Costa Rica - Panama - Kolumbien - Aruba bis nach Curacao.

Ich frage mich gerade, wie es mir gehen würde, wenn ich nach so einer Fahrt in mein kleines Dorf zurück kehren würde - ich würde bestimmt, den Boden unter den Füßen verlieren ...

Mit der "Witte Kliff" ein letztes Mal für dieses Jahr  von der Düne zurück zur Hauptinsel ...

Die letzte Situation heute - bevor ich mich auf den Weg zur "Lady von Büsum" mache - findet in einer dramatischen Rettungsaktion der Helgoländer Feuerwehr statt. Passanten hatte beobachtet, das ein junger Basstölpel in den Schnüren festhängt  und mit eigener Kraft nicht überleben würde. Die Feuerwehr hat sich dann wohl mit der Vogelwarte in Verbindung gesetzt und der zuständige Herr hatte sich tatsächlich auf den Weg zum Felsen gemacht. 

Als ich nun auf meiner letzten Runde - die ich eigentlich  gar nicht mehr gehen wollte, wieder am Lummenfelsen stehe, sehe ich jede Menge Feuerwehrleute -  sie sind am überlegen, ob sie es wagen können, den Versuch zu starten, diesen Vogel zu retten. Nach einer gefühlten Ewigkeit - sie hatten auch noch den Altvater zur Befragung geholt - hing der Basstölpel schon nahezu mit dem Kopf über dem Klippenrand. Ich wurde zunehmend unruhig, weil durch ihre Unsicherheit  viel kostbare Zeit verging - und der Vogel wäre ganz sicherlich in der nächsten Stunde gestorben.

Dann sollte es aber doch los gehen und alles lief sehr koordiniert und in Ruhe ab. Die beiden Feuerwehrleute, die rein gingen, waren mit  Schutzanzügen und Helmen ausgestattet, sowie mit Karabinerhaken gesichert worden. Sie näherten sich dem Vogel  nicht direkt von vorne, sondern von rechts, um dann Schrittchen für Schrittchen näher heran zu kommen. Die Altvögel gingen nicht auf die beiden Jungs los, sondern flogen direkt weg. Der Jungvogel versuchte natürlich auch das Weite zu suchen, der kamm ja aber nicht weit. Den mitgebrachten Käscher legte der Fachmann von der Vogelwarte zur Seite, die beiden Feuerwehr - leute zogen den jungen Basstölpel an seinen Fußfesseln wieder hoch. Das war ein kurzer Moment des Schreckens ...

Aber echt aller Respekt, sie haben das mit einer unglaublichen Ruhe getan - den Schnabel gegriffen und schon war der junge Basstölpel irgendwie  eingefangen. Mit einer plumpen Rosenschere haben sie ihn erst einmal grob frei geschnitten, um außerhalb des Geheges, die Feinarbeit machen zu können. Als sie ihn los ließen, flog er hinter die Abzäunung und stand dann sehr lange dort - er schien sich zu fragen, was eigentlich gerade passiert war.

Ich wünsche ihm so sehr, dass er nun leben darf ...

... und ja, wir haben den jungen Basstölpel vor zwei Tagen nicht von seinen Schnüren befreien können - und der junge Engländer, der hinein gegangen war, hatte auch keinen Schutzanzug und war nicht mit Karabinerhaken gesichert worden.

... trotzdem will ich glauben, dass auch er überlebt...

... die unzähligen weiteren jungen Basstölpel, die noch immer in ihren Schnüren verheddert sind, werden nun auch bald sterben ... es ist kaum noch mit anzusehen und es hat mich in diesem Jahr wirklich an den Rand gebracht!

Nun gehen die Tage auf Helgoland zu Ende - offen gestanden habe ich sehr gemischte Gefühle. Es gab Stunden, die für mich Erholung pur waren - aber es gab auch viele Stunden, in denen ich dachte, dass es auch hier auf Helgoland nur um das Geld der Touristen geht. Den Tot des jungen Heulers hätte keiner verhindern können - den Tod etlicher Jungvögel schon. Aber in den unzähligen Führungen, wird den Menschen erzählt, dass dieses Schicksal "Natur" sei ...

Was bitte ist an Fischernetzen "Natur"....

Wie geht der Spruch von Mahatma Ghandi....

" Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation, kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandeln"